Zur Startseite
Virtuelle Forschungsexperimente
für den neurobiologischen Unterricht

SchülerWissen „Rezeptoren“

Das Nervensystem des Blutegels

Aufgrund der segmentierten Organisation der Blutegel, liegt auch das Nervensystem segmentiert vor. Es stellt eine modifizierte Form des sogenannten Strickleiternervensystems dar, welches z. B. auch bei Regenwürmern zu finden ist und die typische Form für Ringelwürmer (Annelida) darstellt (Abbildung 2). Innerhalb des Körpers der Tiere liegt dieses Nervensystem ventral (Bauchseite). Es hat sich evolutiv aus zwei parallelen Strängen entwickelt, die den Körper durchziehen. Die einzelnen Ganglien (Ansammlung von Nervenzellkörpern, siehe Ganglion) eines Nervenstrangs stehen durch Konnektive (Längsverbindungen zwischen den Segmenten) in Verbindung. Die beiden Ganglien innerhalb eines Segments sind über Kommissuren (Querverbindungen) verbunden.

Beim Blutegel ist pro Körpersegment nur noch ein Ganglion ausgebildet, da sich die Kommissuren zurückgebildet haben und die beiden Ganglien des Segments zu einem verschmolzen sind. So liegen die einzelnen Nervenzelltypen in einem Blutegel-Ganglion paarig vor.

Jedes Körpersegment des Tieres wird durch ein Ganglion innerviert. Diese Segmentalganglien sind sich morphologisch und funktionell sehr ähnlich. Nur die spezialisierten Ganglien am vorderen und hinteren Körperende weichen von diesem Muster ab. Bei den Tieren liegt demnach eine Cephalisation vor (morphologisch vom Rest des Körpers abgesetzter Kopf). Häufig wird das Oberschlundganglion am Kopfende bereits als Gehirn bezeichnet. Aus jedem Ganglion treten Seitenwurzeln mit Axonen aus, die verschiedene Bereiche des Körpers mit Informationen versorgen oder durch Sinneszellen ihrerseits auch Informationen aufnehmen. Die Kommunikation mit anderen Ganglien erfolgt über die Konnektive (Abbildung 3).

Der Informationsfluss erfolgt in eindeutig abgrenzbaren Schritten:

  1. Jedes Ganglion erhält Informationen aus dem umgebenden Körpersegment und reguliert direkt dessen Leistung.
  2. Nachbarganglien beeinflussen sich über direkte Verbindungen.
  3. Die koordinierte Arbeitsweise des gesamten Nervenstranges bzw. des ganzen Tieres wird durch die spezialisierten Ganglien an beiden Enden des Tieres gesteuert (Kopf- und Schwanzganglion).

Ganglion

Ganglion ist vom griechischen Wort für Knoten abgeleitet; Plural = Ganglien.
 

Als Ganglion bezeichnet man eine Anhäufung von Nervenzellen im peripheren Nervensystem, wobei primär die Zellkörper und synaptischen Kontakte zusammengelagert sind. Die axonalen Zellfortsätze ziehen in andere Bereiche und stellen Kontakte z.  B. zu anderen Ganglien oder Organen her.

Es handelt sich um eine Funktionseinheit der zusammengelagerten Nervenzellen, welche damit als Vorläufer des Gehirns verstanden werden kann. Zudem weisen Ganglien bereits eine erste Organisation in Rinde und Mark auf.

Dabei liegen die Zellkörper in der äußeren Schicht und die Zellfortsätze im Mark, wobei sich hier die synaptischen Kontakte ausbilden. Im Gegensatz zu Wirbeltieren haben Blutegel Riesen-Gliazellen, von denen sechs die Zellkörper (Somata) umgeben und zwei in der Synapsenregion eines Ganglions liegen. Dies gliedert das Ganglion in einzelne „Pakete“.